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Jacobi, Friedrich Heinrich

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Lebenslauf

Geboren: 25. Januar 1743 in Düsseldorf
Gestorben: 10. März 1819 in München

Friedrich Heinrich Jacobi wurde vom Vater – einem erfolgreichen Handelsherrn und Zuckerfabrikanten – zum Kaufmannsberuf bestimmt. So absolvierte er in Frankfurt am Main eine Lehre und ging 1759 zur weiteren Ausbildung nach Genf. Dort kam er mit der Philosophie Rousseaus und Bonnets in Berührung. 1764 übernahm er das väterliche Handelshaus. Mit Hilfe seiner Gattin wurde sein Landsitz Pempelfort zu einem Mittelpunkt des literarischen Lebens. Zu Goethe, Wieland, Diderot und anderen entstanden freundschaftliche Verbindungen. Korrespondenzen unterhielt er u. a. mit Claudius, Lessing, Fichte und Schelling. Als er 1772 zum kurfürstlichen Hofkammerrat berufen wurde, zog er sich aus dem väterlichen Unternehmen zurück und begann seine schriftstellerische Tätigkeit. 1779 wurde er ins bayerische Innenministerium nach München berufen, doch als Anhänger der Freihandelslehre von Adam Smith scheiterte er in dieser Stellung nach kurzer Zeit. 1780 kam es zu dem denkwürdigen Gespräch mit Lessing in Wolfenbüttel, dessen Aufzeichnung Jacobi dann 1785 in den Mittelpunkt seiner Schrift „Über die Lehre des Spinoza in Briefen an Herrn Moses Mendelssohn“ stellt. Die Veröffentlichung entfachte den so genannten „Pantheismusstreit“, an dem alle bedeutenden Denker der Zeit Anteil nahmen. Kritisch setzte er sich in Schriften und Briefen auch mit den Ideen der Aufklärung und mit der Philosophie Kants auseinander. Nach der Berufung in die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften 1805 wurde er zwei Jahre später zu deren Präsident ernannt. Die Veröffentlichung seiner Schrift „Von den göttlichen Dingen“ 1811 führte zu einem heftigen Streit mit Schelling und hatte seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand zur Folge.


Bedeutung

Jacobi war ein einflussreicher kultureller und politischer Kommentator und trug während seines langen Lebens durch persönliche Gespräche und umfangreichen Briefwechsel entscheidend zur Gestaltung der öffentlichen Meinung gebildeter Kreise bei. Er war ein bedeutender Vertreter der „Gefühlsphilosophie“ und dementsprechend ein entschiedener Kritiker jeder Form von Rationalismus.


Lehre und Gedanken

Seine Schriften sind kaum systematisch, sondern Gelegenheitsarbeiten, meist in Brief-, Gesprächs-, auch Romanform verfasst. Für ihn gab es kein ernstzunehmendes Philosophieren, wenn es nicht eine bestimmte Person anspricht. In diesem Sinne war er nicht nur Kritiker, sondern immer ein kämpferischer Diskussionspartner.

„Nie war es mein Zweck, ein System für die Schule aufzustellen; meine Schriften gingen hervor aus meinem innersten Leben, sie erhielten eine geschichtliche Folge, ich machte sie gewissermaßen nicht selbst, nicht beliebig, sondern fortgezogen von einer höheren, mir selbst unwiderstehlichen Gewalt.“

Jacobi entwickelte seine Philosophie aus seiner subjektiven Lebenserfahrung heraus. Er verfocht das Apriori des Glaubens, der jegliche objektivierende Betrachtung ausschließt. Das heißt: Glauben ist für Jacobi nicht bloßes Für-wahr-Halten und nicht nur religiöser Glaube, sondern Element allen menschlichen Erkennens und Handelns. Der philosophische Ansatz Jacobis nahm die Grundgedanken der Existenzphilosophie des 20. Jahrhunderts vorweg. In seinen die Öffentlichkeit seiner Zeit bewegenden Werken verwarf er sowohl den Vernunftkult der Aufklärung (war damit entschiedener Gegner Kants) als auch den Idealismus wie ihn Fichte vertrat. Stattdessen propagierte Jacobi das irrationalistische Modell intuitiv empfundener Erkenntnis sowie die Anerkennung des Gegebenen vor dem Idealen.

„Ich bedurfte stets einer Wahrheit, die nicht mein Geschöpf, sondern deren Geschöpf ich wäre, und ich bin nicht und mag nicht sein, wenn nicht Gott ist“.

Aber er verblieb stets in dieser Unmittelbarkeit des Gefühles und gelangte so zu all seinen negativen Richtungen gegen die Aufklärer, gegen Kant, gegen Fichte und gegen Schelling. Anthropologisch stellte er die sittliche Natur des Menschen über die Setzung moralischer Werte und Normen. In Fragen der Religion stand Jacobi Johann Georg Hamann (1730-1788) und dessen Vorstellung von der Welt als Handschrift Gottes sowie Jean Paul und Johann Gottfried von Herder nahe. Der philosophische Begriff des Nihilismus, der hier die idealistische Philosophie kennzeichnen sollte, stammt von ihm.


Hauptwerke von Friedrich Heinrich Jacobi

„Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (1785; 2., erw. Aufl. 1789, 3., abermals erw. Aufl. 1819)

„David Hume – Über den Glauben, oder Idealismus und Realismus“ (1787)

„Jacobi an Fichte“ (1799)

Friedrich Heinrich Jacobi: Werke. Gesamtausgabe. Hg. v. Klaus Hammacher u. Wolfgang Jaeschke. Hamburg: Meiner, Stuttgart: Frommann-Holzboog 1998 ff.

Friedrich Heinrich Jacobi: Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn. Hamburg: Meiner 2000.


Über Friedrich Heinrich Jacobi

Gudrun Schury: Ueberflüßiges Taschenbuch auf Friedrich Heinrich Jacobi. Ergon 1995.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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